Tobik/Feliks der Assistenzhund- Geschichte eines Tierschutzhundes

Ein Hund zu vermitteln ist eine aufwendige, zeit- und energieraubende Tätigkeit, die auch immer mit einer (nicht allzu kleinen) Portion Angst verbunden ist: wird der Hund in der Familie glücklich werden? Wird die Familie mit dem Hund glücklich werden? Sind wir sicher, dass ein hektisches Leben in der Stadt immer viel besser als das Leben im Shelter ist? Wenn die Vermittlung gut gelingt, was ja zum Glück meistens der Fall ist, können wir diese Fragen kurzer Zeit nach Ankunft der Hunde mit gutem Gewissen beantworten: Und prompt geht es weiter mit dem nächsten Schwung Hunde, die sich auf die große Reise machen.

Bei Tobik war es anders. Wir haben alle gehofft, dass wir bei der Vermittlung richtig lagen, aber dieses Mal mussten wir ganze zwei Jahre warten, um die Unsicherheit komplett abzulegen. Denn Tobik hat in Deutschland nicht nur ein Zuhause, sondern eine Aufgabe gefunden. Eigentlich ein Vollzeit Job mit ganz viel Verantwortung: er ist geprüfter Assistenzhund geworden.
In November 2021 meldete sich meine Hundetrainerin und sehr gute Freundin Miriam bei mir, mit der Frage, ob ich einen Hund hätte, der sich als Assistenzhund eignen würde. Ich hatte Besuchshunde in Seniorenheime kennengelernt, von der Arbeit der Trainer von Blindeführhunde gehört und gelesen auf der einen Seite, hatte Erfahrung mit Pflegehunde auf der anderen Seite und war skeptisch. Kann ein Hund aus dem Tierschutz so zuverlässig trainiert werden, dass er den Begleiter eines Menschen mit Traumas wird?

Sollte ein Hund aus dem Tierschutz, der womöglich keine schöne Vergangenheit hatte, nicht lieber nur ein liebevolles Zuhause finden, in dem er einfach nur Hund sein kann?

Aber dann fiel mir Tobik auf: ein aufgeweckter, junger Hund, der sich unerschrocken und lernwillig auf Bilder und Videos zeigte. Seine Vergangenheit schien ihn nicht wirklich zu belasten, dafür zeigte er sich sichtlich begeistert davon, seiner Pflegemama zu gefallen. Ich nahm Kontakt mit der Interessentin auf, um nach einem für Mensch und Hund akzeptablen Weg zu finden, sich in Deutschland kennenzulernen. Ich versicherte ihr, dass sie keinen Zeitdruck bekommen würde und sie nicht nur eine Woche Zeit bekommen würde, um sich für ihn zu entscheiden. Gleichzeitig war es mir wichtig zu betonen, dass mir das Wohle des Hundes auch wichtig war. Wir verstanden uns gut, hatten beide ein gutes Gefühl und so durfte Tobik seinen Koffer packen.

In Deutschland wurde aus Tobik Feliks und aus einem ‚Straßenhund‘ ein Assistenzhund. Zwei Tage lang ist Tobik aus Russland nach Deutschland gefahren, zwei Jahre hat seine Reise tatsächlich gedauert. Die Herausforderung hat sich für alle gelohnt und wir sind sehr stolz darauf, mit auf die Reise gewesen zu sein: herzliche Glückwünsche!

Miriam Arndt-Gabriel nach Abschluss der Prüfung:

„Feliks wurde im Februar 2022 aus Russland von SOS Dogs an eine Frau vermittelt, die eine Posttraumatische Belastungsstörung hat, und ihn mit meiner Unterstützung zum Assistenzhund ausgebildet hat. Die Ausbildung war für Hund und Mensch eine ganz schöne Herausforderung und nicht immer leicht! Im April 2024 wurde Feliks offiziell geprüft und darf sein Frauchen jetzt überall hin begleiten, zum Beispiel zum Arzt, zum Einkaufen usw. Er schirmt sie dabei von anderen Menschen ab, kann sie in Krisen zu einer Sitzgelegenheit führen oder das Handy bringen und beruhigt sie durch Kuscheln und auf ihr liegen. Die Prüferin hat die tolle Beziehung zwischen den beiden hervorgehoben – Feliks hat nicht nur einen wichtigen Job, sondern ein liebevolles Zuhause gefunden, in dem Hund und Mensch gut auf einander acht geben.“

www.diehundephilosophin.de